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Ausschnitt einer Person im senfgelben Pullover, sitzend und schreibend am Laptop.

Corporate Volunteering

Wie Mitarbeitende sich auch bei erhöhtem Home-Office-Anteil für das Gemeinwohl einsetzen

Es braucht gerade jetzt verlässliche Partnerschaften und Kooperationen. Dies ganz im Sinne der UN-Agenda und ihrer Nachhaltigkeitsziele. Dieser Blog-Beitrag lehnt an das Nachhaltigkeitsziel Nr. 17 der Vereinten Nationen an. Ein Interview mit Felix Mundwiler, Leiter Corporate Citizenship, Credit Suisse, Schweiz, über die Bedeutung von Corporate Volunteering und den Herausforderungen in dieser Zeit.

In Anlehnung an das Nachhaltigkeitsziel Nr. 17 der Vereinten Nationen

Ausschnitt einer Person im senfgelben Pullover, sitzend und schreibend am Laptop.
Corporate Volunteering in Pandemiezeiten verlagert sich ebenso auf digitale Kanäle
(Fotonachweis: Christin Hume auf Unsplash)

Virtuelles Volunteering kann attraktiv und sinnvoll sein

Corona hat uns noch viel stärker mit der Frage beschäftigt, was die Welt zusammenhält. Wenn Gewohntes und Bestehendes plötzlich in Frage gestellt werden, birgt dies Potential für Kreativität und eine Werteneuorientierung. Das deutsche Zukunftsinstitut von Matthias Horx spricht im Zusammenhang mit der Bewältigung einer Krise und ihrer Möglichkeiten u.a. vom Schaffen von Identitäten. Diese Identität werde sich in der neuen Ära des Unternehmertums auf das Wohl des Ganzen ausrichten. 

Die von den Vereinten Nationen definierten Sustainable Development Goals (SDGs) haben nach Corona daher, wie ich denke, eine reelle Chance, eine noch grössere Bedeutung zu erlangen. Speziell die verstärkt gelebte Solidarität, die Nachbarschaftshilfe und die gegenseitige Unterstützung im eigenen Familien- und Freundeskreis hat ein menschliches Grundverständnis und Bedürfnis gezeigt: sich für das Gute einsetzen.

Seitenwechsel-Erfahrung

Ein idealer Zeitpunkt also, sich dem institutionalisierten Einsatz für gute Zwecke zu widmen, das auf Unternehmensebene angesiedelt ist. Das Corporate Volunteering umfasst freiwillige Arbeiten wie Teameinsätze an Aktionstagen, Pro-Bono-Leistungen von Mitarbeitenden, die ihr Fachwissen gemeinnützigen Projekten zuführen, oder sogenannte Seitenwechsel-Erfahrungen, um sich in anderen Funktionen neue Kompetenzen anzueignen. Die Zielsetzungen für Unternehmen sind vielschichtig und mit Blick nach innen wie nach aussen wichtig: Es geht um Teambildung und Personalentwicklung, um die Attraktivität als Arbeitgeber, die damit gefördert wird, sowie um gesellschaftliche, sozial- oder umweltpolitische Verantwortlichkeiten.

In der Schweiz verbindet man die Credit Suisse unmittelbar mit Corporate Volunteering. Sie ist seit vielen Jahren weltweit mit einem breit abgestützten Programm an unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten tätig und eine Wegbereiterin in der Schweiz in der betrieblichen freiwilligen Arbeit.

Felix Mundwiler ist Leiter Corporate Citizenship der Credit Suisse in der Schweiz. Im Mittelpunkt unseres Gesprächs: die aktuelle und zukünftige Bedeutung von Corporate Volunteering. 

Portraitaufnahme von Felix Mundwiler, Leiter Corporate Citizenship der Credit Suisse in der Schweiz.

Communications Circle: Ist der Wunsch aktuell noch ausgeprägter bei den CS-Mitarbeitenden, sich für die Gesellschaft zu engagieren? Wie habt Ihr Euch zu Zeiten eines erhöhten Remote-Working-Anteils und in Anbetracht der geltenden Präventionsmassnahmen organisiert?

Felix Mundwiler: Die Coronavirus-Pandemie hat die Freiwilligeneinsätze in direktem Kontakt mit den Vertretern und Vertreterinnen und den Begünstigten unserer Partnerorganisationen erst einmal zum Stillstand gebracht. Das ist sehr schwierig für diejenigen Partner, die auf Volunteers angewiesen sind und sich jetzt anderweitig behelfen müssen, um ihre Missionen zu verfolgen.

Wir haben versucht, vermehrt mit finanziellen Beiträgen auszuhelfen – da spüren wir auch ein riesiges Bedürfnis unserer Mitarbeitenden, mitzuhelfen, gerade jetzt auf die Weihnachtszeit hin. Gleichzeitig haben wir zusammen mit den Partnern aber auch Chancen für die Zukunft ergriffen, vor allem im Bereich der Digitalisierung. Virtuelles Volunteering kann im Mentoring und Coaching, im Schulunterricht oder für organisatorische Aufgaben zugunsten einer Partnerorganisation attraktiv und sinnvoll sein, z.B. in den Bewerbungstrainings von Pro Juventute, durch die Lernvideos, die wir mit unserem Partner YES im Bereich Finanzkompetenz produziert haben oder in einem Business Modelling Projekt mit einem Partner.

CC: Welche Aufgaben hat Dein Bereich bei der Credit Suisse?

Mundwiler: Unser Bereich heisst Corporate Citizenship & Foundations. Er deckt neben der Freiwilligenarbeit vielfältige Entwicklungsaufgaben im Rahmen gemeinnütziger Partnerschaften ab – ganz im Sinne des SDG 17 (Partnerships). Das beinhaltet wie bereits erwähnt die inhaltliche und strukturelle Unterstützung der Partner sowie allgemein die Entwicklung des Sektors in enger Zusammenarbeit mit der Credit Suisse Foundation.

Im Volunteering stehen Einsätze in den Bereichen der Finanz- und Zukunftskompetenzen im Vordergrund, das heisst MINT-Fächer, Beschäftigungsthemen, Wirtschaftsbildung, Umgang mit Geld sowie Soft Skills wie Achtsamkeit oder Kreativität. Dazu bieten wir natürlich ein grosses Spektrum an sozial- und umweltbezogenen Einsätzen an, zum Beispiel in der Biodiversität, Umweltinfrastruktur, Integration und Armutsbekämpfung.

CC: Credit Suisse verbindet ihren Nachhaltigkeitsbericht mit den UN Sustainable Development Goals (SDGs).  Welche der Nachhaltigkeitsziele sind durch die Corporate Volunteering-Aktivitäten abgedeckt?

Wir haben vermutlich für jedes der SDG-Ziele eine Anknüpfung in unserem Portfolio.

Felix Mundwiler

Mundwiler: Das ist schwierig zu sagen, da die Übergänge oft fliessend sind. Wir haben vermutlich für jedes der SDG-Ziele eine Anknüpfung in unserem Portfolio, sei es in unseren hiesigen oder den global ausgerichteten Programmen. In unserem Corporate-Citizenship-Bereich stehen die sozialen Ziele zu den Themen Bildung, Arbeitswelt, Gleichberechtigung und individuelles Wohlbefinden im Vordergrund. Und, wie gesagt, über allem stehen die Partnerschaften, welche den Kern unserer Tätigkeit bilden. 

CC: Die Pandemie hat uns wohl alle zum Nachdenken angeregt. Die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns und die der Unternehmen wird noch stärker hinterfragt. Wie schätzt Du die Entwicklung und die zukünftige Bedeutung der institutionalisierten Freiwilligenarbeit ein?

Die kommende Generation engagiert sich verstärkt gemeinnützig und weniger im privaten Verein, allenfalls auch weniger informell.

Felix Mundwiler

Mundwiler: Der kürzlich erschienene Freiwilligenmonitor 2020 zeigt, dass gemeinnützige Organisationen tendenziell wachsende Freiwilligenzahlen ausweisen können. Das geht vermutlich einher mit der Demografie, das heisst die kommende Generation engagiert sich verstärkt gemeinnützig und weniger im privaten Verein, allenfalls auch weniger informell. Das ist ein klares Zeichen für das Corporate Volunteering. Zwar werden immer viele Mitarbeitende ihre Freiwilligenarbeit, darunter auch Stiftungsratsmandate, privat ausüben und nicht über das betriebliche Angebot. Diesbezüglich unterscheiden wir uns deutlich von anderen Regionen, vor allem den USA. Gleichzeitig kommt jetzt aber die angesprochene jüngere Generation von Mitarbeitenden in die Firma, welche die Möglichkeit für soziales Engagement als eine Voraussetzung oder zumindest einen starken Anreiz für eine Anstellung betrachtet. Das ist ein Auftrag und eine Motivation für uns, entsprechende Angebote zu schaffen, die eng mit den Werten und der Strategie des Unternehmens verknüpft sind.

CC: Gibt es ein Engagement, das Dir persönlich sehr am Herzen liegt?

Mundwiler: Wir arbeiten mit so vielen tollen, engagierten und kreativen Partnerorganisationen zusammen, von denen mir jede etwas bedeutet, in ihrer ganz eigenen Weise. Mich beeindrucken vor allem diejenigen Organisationen, die das Beste aus dieser Krise machen und vielfältige Chancen packen, sich weiterzuentwickeln. Am meisten Einblick habe ich persönlich in die Partnerschaften mit Pro Juventute, Wirtschaftsbildung.ch, dem Schweizerischen Roten Kreuz, dem Kinderspital Zürich, dem Seitenwechsel-Programm der SGG und YES. Wenn ich die Arbeit meines ganzen Teams überblicke, bin ich schon sehr stolz auf die vertrauensvollen und freundschaftlichen Beziehungen zu Dutzenden von Organisationen, die wir über die Jahre aufgebaut haben.

CC: Welche Empfehlung gibst Du jenen Unternehmungen, die Corporate Volunteering aufbauen möchten?

Wirkung und gesellschaftlicher Mehrwert ergeben sich erst über die Jahre.

Felix Mundwiler

Mundwiler: Erstens: Interne Verknüpfungen schaffen, sowohl thematisch wie auch organisatorisch. Das soziale Engagement muss im Einklang mit den Werten und den inhaltlichen Prioritäten des Unternehmens stehen und zum Ziel haben, einen Nutzen für die Gesellschaft, die Mitarbeitenden und die Firma zu generieren.

Zweitens: Langfristige Partnerschaften mit einer Zusammenarbeit auf mehreren Stufen anstreben. Wirkung und gesellschaftlicher Mehrwert ergeben sich erst über die Jahre. Einmaleinsätze verpuffen häufig wirkungslos, auch in der internen Wahrnehmung.

Drittens: Auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen. Diese haben in der Regel klare Vorstellungen, für welche Themen sie sich engagieren möchten, in welcher Region, in welcher Sprache, in welchem Kontext etc.

CC: Welche Aufgabe kommt der Unternehmenskommunikation dabei zu?

Mundwiler: Interne und externe Kommunikation ist natürlich enorm wichtig, um das Engagement des Unternehmens aufzuzeigen und damit allen Anspruchsgruppen, gerade auch den Mitarbeitenden, aber auch Kunden, der öffentlichen Hand, Ratingagenturen etc. die Werte zu vermitteln. Das wird an Bedeutung zunehmen, Hinweise dazu sehen wir in der heutigen Zeit viele. Eine integrierte Kommunikation unter Einbezug der Business- und der Verantwortungsthemen schafft Transparenz und Vertrauen ins Unternehmen.

Über Felix Mundwiler

Felix Mundwiler ist Leiter Corporate Citizenship Schweiz bei der Credit Suisse. Er führt ein Team von vier Personen, das für gemeinnützige Partnerschaften und das soziale Engagement der Mitarbeitenden in der Schweiz verantwortlich ist. 

Felix ist in der Region Basel aufgewachsen, hat an der Uni Basel Bewegungswissenschaften studiert und später an der HSO/European Business School einen MBA mit Schwerpunkt Change Management und Corporate Responsibility absolviert. Sein beruflicher Weg führte ihn über das Sportmarketing und eine zweijährige Tätigkeit in Australien im Bereich Community Engagement und Social Policy Development zur Kommunikationsbranche. Zuletzt als Berater in einer PR-Agentur tätig, wechselte er 2016 zur Credit Suisse. 

Privat engagiert sich Felix als Vorstandsmitglied bei der Schüleraustauschorganisation AFS Interkulturelle Programme Schweiz. Er ist 49 und lebt mit seiner Familie in Zürich.

Über Corporate Citizenship bei der Credit Suisse

Die Credit Suisse leistet über ihr Kerngeschäft hinaus einen Beitrag zur Bewältigung sozialer Herausforderungen in den Regionen, in denen sie tätig ist. Gemeinsam mit ausgewählten Partnerorganisationen unterstützt sie weltweit Projekte, die eine positive wirtschaftliche oder gesellschaftliche Wirkung gemäss den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen erreichen möchten. 

Mit dem Thema Future Skills setzt sie sich für Projekte ein, die junge Menschen unabhängig ihres sozioökonomischen Hintergrundes mit den Kompetenzen ausstatten, um ihr volles Potenzial entfalten zu können. Zudem unterstützt sie Programme in den Bereichen Finanzwissen und Schuldenprävention. Dafür ermöglicht sie ihren Mitarbeitenden das Engagement in Freiwilligeneinsätzen von bis zu vier Arbeitstagen pro Jahr und stellt ihr Netzwerk und ihre Expertise sowie finanzielle Mittel zur Verfügung. In der Schweiz engagieren sich rund 4’000 Mitarbeitende jährlich in über 5'000 Einsätzen und leisten dabei 50'000 Stunden Freiwilligenarbeit für 70 gemeinnützige Partnerorganisationen.

Offizieller Schriftzug der Vereinten Nationen für die Nachhaltigkeitsziele.

Über die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

Wenn Zusammenhänge hinterfragt und verstanden werden, ist das die Grundlage für ein verantwortungsvolles Handeln. Die Zeit unter der Corona-Pandemie hat neben den negativen Ereignissen mit Sicherheit mindestens zwei positive Erkenntnisse zutage gebracht. Es hat das Bewusstsein für die weltweite Verbundenheit geschärft und damit den Blick auf die Zusammenhänge weltumspannender Wertschöpfungsketten. Dies lässt hoffen, dass die Qualität ins Zentrum der primären Beurteilungskriterien rückt zusammen mit dem Zyklus ihres Entstehungs-, Nutzungs- und Entsorgungsgeschehens im Sinne der Circle Economy.

Die siebzehn Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDG) der Vereinten Nationen, die für 2016 bis 2030 definiert wurden, weisen eine starke regionale und lokale Dimension auf mit dem Ziel, Menschen direkter anzusprechen und zu involvieren.

Ziel 17: Die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung stärken

Damit die definierten Nachhaltigkeitsziele erfolgreich umgesetzt werden können, braucht es gut funktionierende Partnerschaften auf globaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebene. Dies verfolgen im Idealfall dieselben Prinzipien und Werten sowie Vision und Ziele und haben bei Allem die Menschen und den Planeten im Zentrum.

Weiterführende Informationen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen:

Hier mehr zu "Creating Shared Value" generell und speziell über das SDG Ziel Nr. 4.

Partriat picture Liliane Elspass, Communications Circle PR agency
Autorin

Liliane Elspass